Pressemitteilung „Kein Mensch flieht freiwillig“
Unter dem Titel „Kein Mensch flieht freiwillig“ veranstaltete das neugegründete Café FIPS (Freiraum für Ideen, Praxis & Selbstorganisation) mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung und des Bündnisses für Demokratie und Zivilcourage am 15.10. einen Aktionstag zum Thema Fluchtursachen.
Dazu machte vor- und nachmittags eine Ausstellung auf Speyrer Maximilianstraße Passant_innen auf die vielfältigen Gründe, die Menschen zur Flucht zwingen, aufmerksam. Denn dass, wie es der Titel der Aktion schon sagt, niemand freiwillig flieht, mag simpel und einleuchtend klingen, scheint jedoch oft in Vergessenheit zu geraten.Da das Nichtwissen um die realen Lebensbedingungen der Flüchtenden häufig Verständnislosigkeit und Misstrauen zur Folge hat, war die Aufklärung über die Umstände, in denen diese Menschen in ihren Heimatländern leben, das primäre Ziel der Ausstellung. Außerdem führen Verständnislosigkeit und Misstrauen häufig zu Ablehnung und so kann Wissen feindlicher Stimmung vorbeugen und eine Grundlage für ein friedliches Miteinander schaffen.
Die Texte der ausgestellten Wandzeitung befassten sich mit einzelnen Fluchtursachen – wie zum Beispiel dem Krieg, der Armut und dem Klima aber auch der sexuellen, politischen und religiösen Verfolgung – und wurden zuvor selbst recherchiert,verfasst und graphisch umgesetzt. Zusätzlich zur faktischen Aufklärung über die Umstände in den Heimatländern der Flüchtenden verwiesen die Texte auch auf die Rolle, die Deutschland und Europa in Entstehung, Fortbestehen und Verschlimmern der Lebensbedingungen dieser Menschen haben. Dazu gehören beispielsweise deutsche Waffenexporte und Freihandelsabkommen, von denen Europa zwar profitiert, die in den Partnerstaaten in Afrika jedoch die Ungleichheit und Armut in die Höhe treiben.
Auf dem Boden vor der Wandzeitung lag eine Papierrolle, die im Laufe des Tages mit Namen gefüllt wurde und stetig wuchs. Es handelte sich hierbei um einige Namen derer, die während ihrer Flucht gestorben waren und nach ihrem Tod identifiziert werden konnten. Denn hört man lediglich von enorm hohen Todeszahlen, vergisst man häufig, dass es sich dabei tatsächlich um wahrhaftige Menschen und echte Schicksale handelt. Zwar gab auch das Schreiben dieser Namen den Menschen kein Gesicht, doch war es ein Versuch, die Einzelnen aus der anonymen Masse zu holen und auch, ihrer mit Kerzen und Blumen zu gedenken.
Bei Nachfragen und Diskussionsbedarf standen Fachkundige bereit, erklärten Zusammenhänge und Einzelheiten und verwiesen auf den abendlichen Vortrag im Eckpunkt. Hierzu war der Referent Ingar Solty, Referent Friedens- und Sicherheitspolitik am Institut für Gesellschaftsananlyse, aus Berlin angereist und vertiefte in seinem Vortrag den Zusammenhang zwischen dem kapitalistischem System und der größten Fluchtursache, dem Krieg. Dieser unmittelbare Zusammenhang fordere, so die logische Konsequenz, einen Wandel im System und noch einmal wurde deutlich, welche Mitverantwortung und Mitverschuldung Deutschland im Bezug auf jene lebensunwürdigen Bedingungen hat, vor denen so viele Menschen fliehen müssen.
Zahlreiche Menschen informierten sich am Aktionstag in der Fußgängerzone und besuchten den Vortrag am Abend, um ihr Wissen noch zu vertiefen. Das Café FIPS freut sich über die positive Resonanz und wird auch in Zukunft ein Raum für Ideen, Planung und Umsetzung solcher oder auch anderer Ideen sein.